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24.04.2012

eBook-Land Woche 27

Bücher im Verkauf: 5 | Eigene: 2 | Einkünfte: 106,99 € | Händler: 6
Ein halbes Jahr ist seit dem ersten Beitrag der Serie rum. Welch schöner Zeitpunkt für den ersten kleinen Durchbruch. Ich warne aber schonmal vor: Das wird er längste Beitrag seit langem.

In eigener Sache
Fangen wir mal mit Feuchten Fußes an, das ist wohl für viele das interessanteste Thema.
Nach dem sehr zufriedenstellenden Start letzte Woche hat sich das Büchlein gut geschlagen. Meine Desillusionierung wegen der eher mageren Verkäufe von Dieses Cover ist Müll doch eingestellt hatte ist verflogen. Während mein Erstling (und ebenso die gemeinfreien Werke) weiterhin alle paar Wochen mal ein Exemplar verkauft geht Feuchten Fußes fast täglich weg, am letzten Freitag sogar ganze fünf Mal an einem Tag. Es hat sogar zwei "Gefällt mir"s bekommen, wenn auch leider noch keine Bewertung (eine 4- oder 5-Sterne-Bewertung sollte die Verkäufe nochmal spürbar fördern). Für etwa eine Woche hielt sich das Buch damit tapfer nicht nur auf dem 1. Platz unter allen eBooks über Evolution, sondern für drei Tage auch auf dem 1. Platz unter allen Büchern (Papier und digital) zu dem Thema. Hier ein Beweisfoto:
Insgesamt liegt die verkaufte Auflage nach sieben Tagen im Verkauf bei 16 Stück zuzüglich 439 kostenlosen Downloads bei der Werbeaktion. Ich bin ehrlich gesagt noch unschlüssig, ob ich nur die für Geld verkauften oder auch die kostenlosen zur Auflage zähle. Wahrscheinlich letzteres, die größeren Zahlen machen sich besser im Marketing ;-) . Die Zahlen scheinen sich langsam bei einem Exemplar am Tag (und Verkaufsrängen in den 6.000ern) zu stabilisieren, der beste Gesamtrang war 1.038 (sooo knapp am dreistelligen Bereich vorbei). Alles in allem bin ich zufrieden.
Ganz nebenbei habe ich mein absolutes Lieblingsspielzeug gefunden, nur wo ich es kaufen kann, weiss ich leider nicht. Die Seite ist seit Dezember 2010 nicht mehr aktualisiert worden und die Shoplinks führen zu keinen Ergebnissen. Sehr schade. Jetzt ist natürlich bereits der Nachfolger Schwarzer Schwinge in Arbeit. Also von dem Buch, nicht von dem Plüschtier.

Eine kleinere Neuigkeit in meinem Angebot war die vergangene Nacht in den Verkauf gegangene Version 3.0.1 von Dieses Cover ist Müll. Es spricht für den aktuellen Stand des Werkes, dass ich zurzeit keinen Grund mehr sehe, komplett neue Kapitel oder große Veränderungen durchzuführen. Die Neuerungen in dieser Ausgabe beziehen sich auf eine Änderung in Amazons Anforderungen an die Datei mit dem Coverbild: Die längste Bildkante muss nunmehr statt 800 mindestens 1000 Pixel lang sein. An dieser Stelle auch nochmal vielen Dank an Eileen Janket für ihre Empfehlung.

Zeitgleich habe ich drei Projekte in Angriff genommen, die nach und nach heranwachsen und ebenfalls zu den kürzeren Werken zählen. Thematisch geht es zu Amphibien, Libellen und Ausserirdischen, wobei das zuletzt genannte Thema zugleich mein erstes in Englisch veröffentlichtes Werk repräsentiert. Auf jeden Fall motiviert mich Feuchten Fußes enorm beim Schreiben weiterer Projekte.
„Kann man davon leben?“ heisst es immer und nach diesen Ergebnissen sage ich einfach mal „Ja“, wenn man genug erfolgreiche Bücher im Markt hat. Ich bräuchte dazu zwar etwa 100 Titel, aber nur unter der Annahme, dass alle sich so verkaufen wie Feuchten Fußes. Es gibt aber momentan über 2.000, die sich besser verkaufen. Und später kommen ja noch iTunes usw. dazu.

Freundliche Hinweise
Diesmal darf ich hier auf Autumn Flora von Elsa Rieger verweisen, die erste mir bekannt gewordene englische Übersetzung der Geschichte einer deutschen Indie-Autorin. Erhältlich (unter anderem) bei Smashwords und Amazon.

Aus der Szene
Während die Verlage weiter in Schockstarre verharren hat sich Amazon mal eben die englischsprachigen Rechte an James Bond lizenziert - die komplette Serie, weltweit. Das finde ich ehrlich gesagt problematisch - schlimm genug, dass es derartige Exklusivitäten bei anderen Medien gibt, aber bei Büchern gab es das bisher nicht in dieser Form. Andererseits gehe ich davon aus, es hier mit einer vorübergehenden Erscheinung zu tun zu haben - ein solches Modell macht nur Sinn, solange das Verlagswesen im Buchhandel noch eine Rolle spielt. Das wird es mE vielleicht noch für ein Jahrzehnt, zwei wenn es klug handelt.
Genau diese Entwicklung nimmt aktuell Fahrt auf. Praktisch zeitgleich klagen Amerikas Kaderschmiede Harvard und die deutschen Bibliotheken über die hohen Preise der wissenschaftlichen Verlage - Harvard empfiehlt sogar explizit die Nutzung von Open-Access-Plattformen. Die Wissenschaft ist der Bereich, der am stärksten von freiem Zugang zu Wissen profitiert und zugleich der mit den am unverschämtesten agierenden Verlagen, die Werke weit jenseits dessen preisen, was die Studierenden zahlen können - man hat ja die Bibliotheken als finanzkräftige Garantieabnehmer. Ohne die Bibliotheken aber bricht das Wirtschaftsmodell der Wissenschaftsverlage zusammen. Wir werden sehen, wie sie reagieren.
Nebenan, in der Belletristik rechnet Kathrin Passig mal ihre Einkünfte aus kreativer Arbeit vor und hat damit so manchen überrascht. Kurze Zeit später erscheint bei Amazon (über Pottermore) Harry Potter auf deutsch und führt eindrucksvoll vor, was passiert, wenn sich ein Verlag (hier Carlsen für die Übersetzungen) einmischt: Die deutschsprachige Ausgabe ist kurzerhand um die 2 € teurer als die Originale. Die Fans werden es zahlen, für eBooks allgemein kommt Harry Potter damit ziemlich nah an meine Obergrenze für Downloads heran. In diesem Themenbereich kommentiert denn auch Techdirt, wenn Verlage es nicht schaffen, von eBooks für 9,99 zu leben hätten sie sich ihren Untergang selbst zuzuschreiben und verdient. Die Rettungsversuche sehen unterschiedlich aus: Der Spiegel listet mal wieder die üblichen Vorurteile und Durchhalteparolen auf, warum eBooks sich in Deutschland nie durchsetzen werden, der Börsenverein geht in die Offensive (wurde auch mal Zeit) und bringt mit dem Liro Ink ein „eigenes“ eBook-Lesegerät auf den Markt.
Und im Journalismus? Da wird die Frage lauter, wer hier eigentlich die Schnorrer sind, wenn sich die klassischen Medien ständig ohne ausreichende Quellverweise auf Inhalte im und aus dem Internet stützen. Dazu passt die leider etwas untergegangene Nachricht, dass die nur online existierende Huffington Post grade den Pulitzer gewonnen hat - wenn auch mit einem alteingesessenen Journalisten aus Zeiten lange vor dem Internet als Preisträger.

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