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21.02.2012

eBook-Land: Woche 17 und 18

Bücher im Verkauf: 3 | Eigene: 1 | Einkünfte bisher: 41,26 € | Händler: 6
Sorry für die zeitbudgetbedingte (was für ein Wort!) Pause, dafür gibt's dann halt heute eine Zusammenfassung beider Wochen.

In eigener Sache

Nummero Uno, jawollja! Okay, der Reihe nach: Gestern verkaufte mein Buch Dieses Cover ist Müll! Lernen Sie warum glatt an zwei Tagen hintereinander je ein Exemplar. Normalerweise geht davon eines alle zwei Wochen weg. Der Effekt: Es ging auf Platz 8 unter allen Kindle-Büchern in der Kategorie »Film, Kunst & Kultur > Design«. Ja wirklich, das waren nur zwei verkaufte Exemplare, die Kategorie ist also offenbar wirklich umsatzschwach. Unter allen Kindle-Büchern insgesamt kam es damit in den Bereich um Platz 19.000. Hier der Screenshot von gestern nachmittag:
Ein weiteres verkauftes Exemplar am Folgetag (heute) erhöhte die Platzierung auf Nummer 1 in der Kategorie »Design«, 43 in »Computer & Internet« (wo es vorher nicht in die Ränge gekommen war) und 5.336 insgesamt. Ausserdem war es damit auf Platz 50 in der übergeordneten Kategorie »Film, Kunst & Kultur«, zwischen Verdis La Traviata und Alice Schwarzers Autobiografie.
Okay, das sind ein paar verdammt interessante Zahlen. Die Kategorie »Film, Kunst & Kultur« enthält momentan 1.881 Bände, insgesamt gibt es während ich dies schreibe 64.314 deutschsprachige Kindle-Bücher bei Amazon. Die obigen Zahlen bedeuten, dass nur etwas weniger als ein Drittel der Bücher es schafft, täglich ein Exemplar zu verkaufen, in meiner Kategorie schrumpft diese Zahl auf ein Dreissigstel. Die ganze Kulturkategorie ist eine eher unbeliebte und ich würde bei diesen Zahlen nicht empfehlen, dort ein Buch einzustellen, wenn es nicht zwingend dort hineingehört. »Computer & Internet« hingegen ist eine kleinere Kategorie (1.115 Bände), bei der es aber deutlich schweriger ist, in die oberen Ränge zu kommen. Mit einem Zwanzigstel über 1 Buch pro Tag immer noch unterdurchschnittlich, aber deutlich besser als Kultur. In Design verkauft sich kein einziger Titel besser, die Kategorie enthält aber auch nur 39 Bücher.
Da das Kindle-Publikum sehr computeraffin ist und auch das zweite Sachbuch in der aktuellen Bestsellerliste in dieser Kategorie steht (Kindle - das inoffizielle Handbuch) - übertroffen nur vom grade nachrichtenrelevanten Joachim Gauck - lässt sich daraus noch mehr ableiten. Es wird oft gesagt, dass sich Fiktion auf dem Kindle deutlich besser verkauft als Sachbücher. Hier sieht man nun sehr gut, wie groß die Diskrepanz wirklich ist. Sachbücher mit Absätzen von mehr als einem Buch pro Tag machen einstellige Anteile am Gesamtangebot aus. Da der Gesamtschnitt aber um die 30% liegt bedeutet das, dass die Belletristik hier mit erheblich höheren Zahlen aufwarten kann. Vermutlich 50-60% als Durchschnitt aller Kategorien (Belletristik im engeren Sinne, Science-Fiction & Fantasy, Krimis & Thriller etc.). Nur am Rande interessant, aber doch erwähnenswert, sind dabei die schleppenden Verkäufe von Schwarzers Autobiografie.
Und da haben wir es: Wer mit eBooks Geld verdienen will, schreibt Geschichten. Das ist interessant, weil es genau die gegenteilige Situation vom Printmarkt ist, wo Sachbücher das mit Abstand größte Marktsegment stellen. Wenn man zusätzlich berücksichtigt, dass die Belletristik meines Wissens deutlich mehr kostenlose Titel enthält als der Sachbuchbereich, wird die Diskrepanz noch größer. Das kann ich aber nicht überprüfen, da ich keine Möglichkeit kenne, kostenlose Werke aus der Gesamtzahl abzuziehen.
Interessant wird jetzt, ob die Verkäufe mit dem einmal erreichten Bestsellerstatus anziehen.

Freundliche Hinweise
Der gute Wilhelm Ruprecht Frieling ist in der Buchwelt etwa so rührig wie ich gerne wäre und hat so nicht nur DAS DEPOT DES TEUFELS. Diabolische Reportagen neu rausgebracht, sondern auch erweiterte Auflagen von KILLER, KUNSTFURZER, KASTRATEN. Reportagen über ungewöhnliche Schicksale sowie des wunderbar betitelten Wie die Germanen den Tanga erfanden ... herausgebracht.

Aus der Szene
Fangen wir mit einem Lichtblick an: Ausgerechnet die Springerpresse, genauer Die Welt, erkennt unter dem Titel Nur nicht sentimental werden das große Problem, welches Börsenverein und Verlage, aber auch viele Autoren, an einem erfolgreichen Einstieg in die eBook-Welt hindert: Mangelnde Kundenorientierung. Denn Tage, an denen der Börsenverein die Wörter »Kunde« oder gar »Leser« in den Mund nimmt, kann man sich rot im Kalender anstreichen. Oder violett, wenn man es etwas kreativer mag.
Das Problem selbst zeigt sich denn auch zeitgleich sehr schön mit den ACTA-Forderungen der schon bei der Namensgebung verunglückten Deutschen Content-Allianz (warum nicht gleich Contentmafia?), die diesen von Stefan Niggemeier gleich ordentlich um die Ohren gehauen wurden. Ins selbe Problemfeld gehört meines Erachtens auch die mögliche Wiedereinführung der Buchpreisbindung in der Schweiz, die im März ansteht.
Doch zurück zu den Erfreulichkeiten: Jonas Winner, der Autor der erfolgreichen deutschen eBook-Reihe Berlin Gothic kann sich darüber freuen, dass die englischsprachigen Rechte an der Reihe von Amazon aufgekauft wurden. Mit Kerry Wilkinson erreicht erstmals eine britische Autorin Presserelevanz während in Amerika AK Alexander erfolgreich die Filmrechte für Daddy's Home verkaufen konnte - soweit ich weiss ebenfalls eine Premiere in der Szene.
Bei all diesen Ereignisse soll zuletzt nicht untergehen, dass mit dem Ectaco Jetbook Color das erste kommerzielle Lesegerät mit farbiger elektronischer Tinte auf dem Markt ist.

Kindle gegen Bücherregal
Wieder ein Rauswurf, den kein eBook, sondern das Internet an sich kompensiert: Mein Reiseführer für San Francisco war schon 2006 dezent veraltet, wie wir merkten, als wir damals vor dem geschlossenen Comicmuseum standen (wir sind dann zum frisch eingeweihten Walk of Game). Inzwischen dürfte dort kaum noch was stimmen und so schmiss ich das Buch nun kurzerhand weg. Google Earth und das Internet an sich werden mir ganz einfach bessere und weniger veraltete Dienste leisten, wenn ich das nächste mal in Kalifornien bin.

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